::: Mittwoch, 12. Juni :::
Nach dem Frühstück im Hotel fuhr Christian zurück nach Deutschland und wir machten uns um ca. 12.15 Uhr auf den Weg. Leider waren wir fast nur auf Asphaltwegen unterwegs und etwas hügeliger als bisher wurde es auch. "Mittagspause" war dann um 16.30 Uhr am See mit Anglern. Hannes Sattel rutschte dooferweise immer mal wieder unter den Bauch. Ausserdem hätten sich die beiden in einem Graben beinahe die Beine gebrochen, aber trotzdem waren sie immer noch top-fit. Auf dem Weg kamen wir an einer Mühle vorbei, an der wir nochmal Pause machten.

Gegen Abend kamen wir dann auf dem Pferdehof Bois Courand an, wo der Besitzer Claude gleich die beiden nächsten Nächte für uns organisierte. Futter (das nach Gerste aussah) hatten wir uns einfach ein bisschen geklaut, aber Cassandra hatte entweder einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn oder keinen Hunger, denn sie fraß nix davon. Geschlafen haben wir dann in einer Box neben sechs Shettys nachdem wir wegen bellender Hunde und komischer Geräusche (Schritte) erstmal Schiss hatten...

::: Donnerstag, 13. Juni :::
Da um 7 Uhr die Fütterung der Ponys vonstatten ging konnten wir auch nicht mehr schlafen und um 10 Uhr machten wir uns dann auf den Weg nach Cluis - ein grösseres Dorf ohne EC-Automat, den wir dringend hätten gebrauchen können. Wir hatten allerdings noch genug um uns mit Benzin Lebensmitteln und einer neuen Wander- bzw. Reitkarte einzudecken. Auf dem Weg bekamen wir nach der Eselparade nun auch noch eine Kuhparade zu sehen.

In einem kleinen Cafe machten wir erstmal Pause und tranken solange Kaffee, bis Cassandra die Tasse umgeschmissen hatte... Danach zerstörte sie auch noch Nelis (einzig mitgenommenen) Pullover, weil sie meinte, unbedingt durch Dornengestrüpp gehen zu müssen und Nelis Halteversuche ignorieren zu können.

An unserem Ziel, die Kuhfarm L'Esperance, kamen die Pferde auf eine absolut riesige Kuhweide (halb so groß wie Oberwinter) und Cassandra wälzte sich erstmal in Kuhfladen. Wir gingen zwischenzeitlich im Haus der Besitzer duschen und als wir zurückkamen, hatten die beiden den Elektrozaun umgerannt, waren aber noch vor Ort. Zu Essen gab's dann selbstgekochte geschmacklose Linsen mit Reis und die Nacht wurde wieder mal im Zelt verbracht.

::: Freitag, 14. Juni :::
Nach dem Abritt um 10.45 Uhr kamen wir unerwarteterweise in das Dorf Cuzion, wo wir uns glücklicherweise wieder mit Wasser, kalter Cola (!) und etwas Essen eindecken konnten. Dort trafen wir auch einen Ex-Soldaten, der zufälligerweise in Koblenz stationiert war.

Dann ging's weiter auf Asphaltwegen, bergigem Gelände und in einer Gluthitze - und das nur nach einer groben Karte, da wir keine Wanderkarte für diesen Abschnitt hatten. Plötzlich tut sich eine Oase auf: die große Karte empfiehlt "Éguzon - Ferienort im Grünen." Dort angekommen machten wir ausgiebig Pause auf einer perfekten, schattigen Grasterrasse mit leckerem Salat und Kaffee. Hannes lief frei herum und wurde wieder mal bestaunt. Ausserdem konnten die Pferde endlich mal wieder richtig gewaschen werden. Da wir weder die genaue Adresse noch die Telefonnummer unserer heutigen Übernachtungsstation wussten, fragten wir kurzerhand nach dem Weg - wobei wir leider nur die Hälfte der Antwort verstanden. Da der Mann aber recht nett war, fragten wir gleich nochmal nach Wasser für die Pferde, was wir dann frischgezapft aus dem Brunnen bekamen.

Gegen Abend erreichten wir dann den Reithof in St. Sébastien - wahrscheinlich nicht den, den wir eigentlich gesucht hatten, aber was soll's - die Leuten waren trotzdem sehr nett... Die Pferde bekamen je eine große Box und wir ein Campingplatzhäuschen mit Küche, Klo und Dusche - alles drei lernt man auf einer solchen Reise sehr zu schätzen. Da wir also alle gut unterkamen, beschlossen wir einen Tag Pause einzulegen.

::: Samstag, 15. Juni :::
Heute wurde erstmal ausgeschlafen und nachdem die Pferde auf die Weide gebracht wurden, gingen wir in St. Sébastien Kaffee trinken. Beim anschliessenden Einkaufen trafen wir zum ersten Mal auf eine unfreundliche Person - bisher hatten wir soweit immer Glück. Zurück am Hof wurden wir vom Gastgeber auf ein Bier und einen kleinen Plausch eingeladen. Er zeigte uns sein neues Fohlen, das in der Nacht zuvor geboren wurde, und organisierte (wieder mal) die Adressen für die nächsten Tage. Auf dem Rückweg zu unserem Häuschen sehen wir, wie zwei Jungen mit Prollauto an unsere Tür klopfen - sie wollen uns zu einer Party einladen (es hatte sich wohl herumgesprochen, dass zwei deutsche Mädchen im Dorf sind...). Nach dem Essen werden wir also um 22 Uhr von den beiden abgeholt und mit Pfefferspray und Handy bewaffnet hoffen wir, dass alles gut ausgeht. Das tut es schliesslich auch, nachdem wir auf der Party einige wenige Biere getrunken hatten und uns die Freundin des Campingplatzbesitzersohns nach Hause gefahren hatte.
::: Sonntag, 16. Juni :::
Um 9.30 Uhr (neuer Rekord!) machten wir uns bei irrsinnig heißem Wetter auf den Weg nach Fromental. Gegen 13 Uhr legten wir dann eine ausführliche Mittagspause (bis 16 Uhr) auf einer großen Wiese ein, wo die Pferde fraßen und wir schliefen. Kurz danach hatten wir leider unsere Wanderkarte durchritten und mussten uns nach unserer groben Karte orientieren. Da diese Karten leider nicht detailiert genug sind, war die Karte ziemlich nutzlos und deshalb ritten wir nach Kompaß und Gefühl - und zwar sogar richtig, wie sich herausstellte, nachdem wir schließlich jemanden gefragt hatten. Dann ging es über eine Autobahnbrücke und nach weiteren zwei Kilometer sahen wir ein Schild "Fromental 8km". Die Freude war zunächst groß, wich aber einer Stunde später totaler Verwirrung, als wir das nächste Schild "Fromental 5km" sahen: wir hatten es also irgendwie geschafft für eine Strecke von drei Kilometern eine Stunde zu brauchen - keine Ahnung, wie wir da geritten sind... Ab dann suchten wir noch ewig erfolglos nach unserer Übernachtungsadresse, bis die Pensionsleute bei uns anriefen und uns abholen kamen. Dann gab es erstmal Hafer für Cassandra und Hannes und überbackenen Toast und Nusskuchen für uns. Das kam uns sehr gelegen, weil wir großen Hunger hatten - wir hatten an diesem Tag immerhin 32 Kilometer zurückgelegt.
::: Montag, 17. Juni :::
Nach einem schönen Frühstück auf einer Felsenterrasse ging's um 9.45 Uhr weiter nach La Verdrene. Da wir ja keine Wanderkarten mehr hatten, kopierte uns unser Gastgeber Patrick welche von seinen und zeichnete uns die Wege mit Hinweisen ("am toten Baum rechts") ein. Mittagspause war diesmal auf dem Dorfplatz von St. Bersac von 14 bis 17 Uhr. Dabei konnten wir zwei älteren Frauen beim Training für den Strickmarathon zusehen, denn sie strickten die vollen drei Stunden lang. Von einem jungen Ehepaar, die neben ihrem riesigen Swimmingpool im Garten standen, liehen wir uns etwas Wasser. Kurz darauf hatten wir reichlich davon: wir gingen mit den Pferden in einen Fluß und hatten leider die Tiefe unterschätzt... Um 19.30 Uhr kamen wir schliesslich an und wurden von unserer jungen Gastgeberin Florence in ein Restaurant zum Essen gefahren. In der Nacht bauten wir das Zelt nicht mehr auf, sondern schliefen einfach unter klarem Sternenhimmel (allerdings bei extrem stürmischen Windverhältnissen).
::: Dienstag, 18. Juni :::
Um 7.30 Uhr klingelte der Wecker und nach dem Frühstück ging es um 10.45 Uhr los in Richtung Bonnac-la-Côte. Wir kamen wieder mal auf wahnsinning schönen Schleichwegen und einer tollen Mühle vorbei - dank der Karten, die uns Florence kopiert hatte. Als wir vor einer Autobahn standen, die es laut Karten gar nicht gab, machte sich allerdings deren großer Nachteil bemerkbar - sie waren uralt. Zum Glück fanden wir bald eine Möglichkeit, die Autobahn zu unterqueren, veritten uns nach der Mittagspause aber ständig, da die meisten Wege dann doch nicht mehr stimmten bzw. nicht eingezeichnet waren. Aushilfsweise orientierten wir uns an größeren Straßen, von denen wir eine für eineinhalb Stunden entlang reiten mussten - und das ohne ohne Grünstreifen! In Compreignac angekommen kauften wir wieder Lebensmittel, fanden aber wieder keinen Geldautomaten und kein Geschäft, das Wanderkarten hatte, obwohl uns die Stadt schon recht groß vorkam. Für Cassandra mussten wir noch Sonnencreme kaufen (Lichtschutzfaktor 45). Danach hatten wir noch ganze 15 Euro und der nächste Geldautomaten war ca. zehn Kilometer entfernt. Ein Engländer bot uns seine Farm als Übernachtungsmöglichkeit an, aber wir hielten durch.

Nach Hannes Sattel rutschte jetzt auch der von Cassandra zweimal unter den Bauch. Beim zweiten mal fiel er dabei auch noch in den Teer, wovon wir beim Satteln auch einiges abbekamen. Zu allem Überfluß trat Cassandra kurze Zeit später auf ihre Trense, die sofort riss und von uns behelfsmäßig geflickt wurde (man siehe hierzu auch die Kaputtliste). Um 20 Uhr erreichten wir endlich unser Ziel und bekamen eine erstklassige Pferdeversorgung mit viel Futter und speziellem Heu. Für uns gab's wieder die bewährte und geschätzte Küche-Klo-Dusche-Kombination und übernachten konnten wir in einem schon aufgestellten, riesigen Zelt.