::: Samstag & Sonntag, 29. & 30. Juni :::
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Heute war frühes Aufstehen (um 6.30 Uhr) angesagt und nach dem Frühstück mit
detaillierten Wegbeschreibungen der Gastgeberin ging's um 9.45 Uhr los. Entsprechend
gut waren die Wege und eine erste Pause legten wir beim
Schloß in Villar
ein, wo wir auf der Schloßterrasse die Sandwiches aßen, die uns unsere Gastgeberin mitgegeben
hatte, und die Pferde im Schloßpark grasten. Auf dem weiteren Weg machten wir dann
beim Château de Puyguilhem
nochmal kurz Pause. Anschliessend ging's dann durch die Dronne (s. Bild). Etwa drei Kilometer vor unserem
Ziel kamen wir dann durch Brantôme, eine Touristenstadt mit irre schönen alten Häusern und
vollbesetzten Cafés. Die Cafébesucher staunten nicht schlecht und wir sahen zum ersten Mal
seit einem Monat eine Verkehrsampel. Um 22 Uhr nachts kamen wir im Halbdunkeln dann
endlich an (immerhin hatten wir 38 Kilometer zurückgelegt). Wieder mal wurden wir hervorragend
- mit vier Gänge-Menü und Bier vom Faß um Mitternacht - versorgt.
Am nächsten Tag machten wir Pause und nutzten die Zeit, uns Brantôme näher anzusehen.
Zunächst sahen wir uns das WM-Finale in einer Bar an und bummelten anschliessend durch
die total vollen (und trotz Sonntag offenen) Geschäfte. Abends gingen wir dann
am Fluß
essen und dann zurück zu unserem Campingwagen, in dem wir auch schon vorige Nacht
geschlafen hatten.
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::: Montag, 1. Juli :::
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Nach Dusche und Frühstück riefen wir zunächst den Verantwortlichen für Reittourismus
in der Dordogne an, weil wir eine Telefonnummer eines Stalles von ihm erfragen wollten.
Der kam dann gleich persönlich vorbei, organisierte uns zwei Übernachtungen, schenkte
uns eine Übersichtskarte mit Reitställen und zeigte uns einen coolen Reitweg, den wir
dann ab 12.30 Uhr entlang galoppierten. Um 15.30 Uhr kamen wir in
Château-l'Evêque
an und machten dort Pause.
Die Pferde stellten wir auf eine
riesige Wiese
mit Bäumen, die mit hohen Mauern umgeben war. Nach einer Weile kam eine Nonne auf uns zu.
Das angrenzende Gebäude (s. Bild) war ein Kloster und die Nonne erlaubte uns, auf der Wiese
Pause zu machen. Vor dem Abritt bekamen wir noch Wasser und zum Dank äppelten Casi und Hannes
auf den Weg... Nach ca. drei Minuten war es allerdings wieder vorbei: Cassandra lahmte tierisch.
Wir fragten einige Leute, die uns zugesehen hatten, nach einer Weide, bekamen allerdings nur
eine ohne Zaun zu sehen. Kurzerhand gingen wir zurück zum Kloster und fragten nach, ob wir
dort übernachten könnten. Das stellte sich als überhaupt kein Problem heraus - im Gegenteil
war alles super. Die Pferde liefen frei durch den Klostergarten und über die Wiese und wir
bekamen einen ganzen Gebäudeteil mit Schlafzimmer, Küche, Eßzimmer, Duschen und TV! Casi
tat die klösterliche Umgebung anscheinend ganz gut, denn sie hörte bald auf zu lahmen. Unser
Basislagertierarzt gab nach einem Telefonat auch das o.k. zum Weiterreiten am nächsten Tag
und so konnten wir nach selbstgekochtem Essen und Krimis, Arztserien und Talkshows
beruhigt schlafen.
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::: Dienstag, 2. Juli :::
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Nach dem Frühstück in unserem Esszimmer und kurz vor dem Losreiten kam eine Nonne
und fragte uns, ob wir und die Pferde gut geschlafen hätten. Anschliessend sagte sie
noch etwas, was wir beide auch gut verstanden, nachdem sie es wiederholt hatte.
Cassandra ging nach dem Losreiten wieder wunderbar, nach ca. einer Stunde, als es bergauf
ging lahmte sie allerdings wieder tierisch. Wir stiegen ab und führten und nach wenigen
Minuten war scheinbar alles wieder o.k. Nach einer weiteren Stunde wurde das Ganze aber
noch schlimmer und Cassandra konnte kaum noch gehen. Wir wussten keinen anderen Ausweg, als
einen Tierarzt anzurufen, dessen Nummer wir von dem Vorsitzenden des Tourismusverbandes bekommen
hatten. Dieser kam auch relativ flott, wusste aber nichts weiteres, als uns
entzündungshemmendes Pulver mitzugeben. Netterweise rief er bei unserem geplanten Ziel
für heute an und organisierte einen Pferdetransport für uns, auf den wir allerdings
zwei Stunden warten mussten. In der Zwischenzeit
kochten wir uns
etwas und unterhielten uns zufällig nochmals über die Nonne von heute morgen. Es stellte sich
heraus, dass wir beide ganz sicher waren, sie gut verstanden zu haben. Dummerweise hatten wir
beide total unterschiedliche Dinge verstanden. Neli verstand:
"Es wäre eine gute Idee, wenn Ihr der Frau, die Euch die Betten gezeigt hat,
etwas geben würdet, weil ja alles fertig war."
Dena verstand hingegen:
"Es war eine gute Idee, daß Ihr die Pferde doch in den Garten gestellt habt,
denn da war ein guter Zaun."
Soviel also zu unseren tollen Französichkenntnissen...
Wie erwartet kam dann schliesslich der Pferdetransporter (ein LKW für acht Pferde), der uns alle
samt Gepäck zum Stall nach La Faye brachte. Nachdem die Pferde versorgt wurden, hatten wir Lust auf ein
Bier und so machten wir uns zu Fuß in das drei Kilometer entfernte Dorf auf. Da die einzige Kneipe
geschlossen war, gingen wir weiter ins nächstgelegene größere Dorf, aber auch dort war
das Dorfrestaurant geschlossen. Vor unserem ewig langen Rückmarsch im Stockdunkeln nutzten wir
zumindest die Dorftelefonzelle, um Rücksprache mit unserem deutschen Basislagertierarzt zu halten.
Als dann plötzlich in Auto anhielt hatten wir zunächst Schiss, aber glücklicherweise waren es Mädchen
von unserem Reithof, die uns das letzte Stück mitnahmen. Dort angekommen saßen wir dann noch mit
8- bis 14-jährigen Mädchen zusammen und tranken Kaffee, bis uns der mit Bier gefüllte Kühlschrank
gezeigt wurde - den Fußmarsch hätten wir uns also sparen können... Die Nacht verbrachten wir dann
auf gemütlichen Strohballen (s. Bild).
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::: Mittwoch, 3. Juli :::
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Da wir ja eine Reitpause einlegten, ließen wir uns zunächst durch den Lärm beim Stallausmisten
und Pferdefüttern um 7 Uhr morgens nicht weiter stören und blieben schön auf unseren Strohballen
liegen. Als wir dann irgendwann zur Attraktion geworden waren und von ca. zwanzig Reitleuten
bestaunt wurden, standen wir schliesslich doch auf. Wir guckten ein wenig dem Reitunterricht zu
und machten einen kleinen Spaziergang mit Hannes und Cassandra, bei dem Cassandra plötzlich
wieder tierisch lahmte. Sie wurde also wieder auf die Weide gestellt und wir von der Mutter
eines Reitmädchens in die Haupstadt des Departments Périgueux gefahren. Dort besuchten wir
als erstes einen Waschsalon und zogen uns soweit wie möglich aus. Mit Rock, Trägershirt und
Wanderschugen gingen wir dann bei strömendem Regen und einer Affenkälte in ein naheliegendes Café. Unser
Anblick war dabei wohl so seltsam, dass es zu einem Autounfall kam. Nach dem Kaffeetrinken und
anschliessendem Wäschetrocknen (die Wäsche war übrigens immer noch super-dreckig, roch aber um
einiges besser...) gingen wir in ein Internet-Café, wo wir endlich auch mal unsere Homepage
sehen und E-Mails schreiben konnten. Ein weiteres Gespräch mit dem Basislagertierarzt wirft den
Verdacht auf, dass es sich bei Casis Problemen um einen sogenannten Chip (ein angeborenes
Knochenproblem, das durch eine Operation beseitigt werden kann und glücklicherweise nichts mit
der Belastung durch den Ritt zu tun hat) handelt. Nach einem Abendessen mit vielen leckeren Getränken und
einer Taxifahrt zurück zum Stall müssen wir dort feststellen, dass sich die Bettensituation
verschlechterte: zwei der Strohballen waren anscheinend verbraucht worden.
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::: Donnerstag, 4. Juli :::
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Wieder schliefen wir während des Fütterungs- und Ausmistlärms und nach einer (kalten)
Dusche besuchte uns der französische Tierarzt, der nach einigen nichtssagenden und -wissenden
Kommentaren auch bald wieder abfuhr. Mit zwei Reitmädchen fuhren wir dann zu McDonalds und in
den Supermarkt. Einen anschliessenden Spaziergang mit Cassandra mussten wir direkt abbrechen,
weil sie lahmte - arme Casi. Zum ersten Mal sahen wir dann Horseball (s. Bld), in etwa Basketball zu Pferd. Wir sind total
begeistert und wollen das unbedingt auch mal machen. Abends aßen wir dann mit den 14-jährigen
Mädchen, zu denen sich später noch Jungs gesellten. Wir legten uns derweil zum
schlafen ins Stroh und guckten der Gruppe mit Weltempfängeruntermalung zu, was ein ganz guter
Fernsehersatz war.
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::: Freitag, 5. Juli :::
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Die freudige Überraschung: Cassandra lahmte bei einem ca. einstündigen Spaziergang
nicht mehr! Dafür buckelte Hannes wie wild, als Dena auf ihm galoppierte - wahrscheinlich
hatte er die letzte Zeit zu wenig gearbeitet. Wir erfuhren, dass sich für Montag der
Hufschmied angesagt hat und stellten uns vor, am Dienstag weiterzureiten, wenn Cassandras
Zustand anhält. Drei ältere Mädchen planten schon mal unsere weitere Strecke bis zur Küste:
Die nächsten zehn Stationen bis zur Küste wurden in die Karten eingezeichnet und wir bekamen
die Adressen und Telefonnummern. Ausserdem kam heute ein Versorgungspaket vom Basislager
an, das einen neuen Sattelgurt, eine Satteldecke zum Festschnallen, Elektrolyte für die Pferde
und frische Unterhosen (für uns...) enthielt - damit wären wir eigentlich bereit zum Losreiten,
wenn Casi nur fit wäre! An unnötigem Ballast beschlossen wir, folgendes zunächst hierzulassen,
damit Christian bei seiner Anreise es abholen und im Auto mit zurück nach Deutschland nehmen
kann:
- das Zelt,
- den Hufschuh und das Nothufschmiedset,
- das Wanderhalfter,
- eine Bandage und eine Mullbinde,
- die sauschwere und bislang komplett überflüssige Axt
Zusammen mit den 14-jährigen Reitmädchen rasten wir dann noch mit Hannes und einigen Ponys
studenlang durch die Halle und ließen dann alle (inklusive Cassandra) auf der Wiese grasen
- Ferien auf dem Reiterhof! Die Mädels überedeten uns bei ihnen (d.h. in Betten im Reitstall)
zu schlafen, weil drei andere Mädchen angeblich nach Hause gefahren wären, um dort zu übernachten.
Wir sagten gerne zu, weil es die letzten fünf Tage sowieso nur geregnet hatte und im Stroh
saukalt war. Stolz erzählten uns die Mädels von ihren Reitabzeichen und zeigten uns Pferdefotos.
Dann aßen wir Kuchen im Bett und fühlten uns auch wieder wie 14. Nachdem wir uns schlafen
gelegt hatten, stehen plötzlich die anderen Mädchen vor uns, die nun anscheinend doch nicht
zu Hause übernachten wollten. Da wir ja nun schon mal in ihren Betten lagen, schliefen sie
auf Isomatten und im Stroh.
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::: Samstag, 6. Juli :::
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Nachdem Cassandra gestern nicht gelahmt hatte, wagten wir heute einen längeren Probeausritt
- und alles lief wunderbar! Dabei merkten wir, dass es absolut nichts bringt, Leute nach dem
Weg zu fragen, da man als Antwort immer nur National- und Departmentstraßen erklärt bekommt.
Im Reitstall waren alle ausgeflogen und wir machten uns ein leckeres Essen.
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::: Sonntag, 7. Juli :::
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Morgens war der Stall immer noch komplett leer und nur Arnaud kam zum Füttern. Mittags
kamen dann die Mädchen und es schien endlich mal wieder die Sonne. Neli ritt ein
wenig Dressur auf dem Platz und Dena machte einen Ausritt. Abends gingen die Mädchen
(die bis auf Liz alle neue Freunde hatten) auf das Dorffest. Liz war dagegen schon
acht Monate mit ihrem zusammen und verstritten, weswegen sie mit uns aß. Nachdem
wir unsere Adressen ausgetauscht hatten, schliefen wir zu dritt im Stroh, da das
Zimmer der Mädchen unter Wasser stand.
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::: Montag, 8. Juli :::
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Wie angekündigt kam heute der Hufschmied und machte Cassandras Eisen, während er meinte,
dass die von Hannes noch 15 Tage halten würden. Es war wieder heiß, aber nachmittags regnete es schon
wieder. Nachdem wir von Séline in die Stadt gefahren wurden, warfen wir endlich unsere
Postkarten ein und kauften neue Umschläge, Essen und Vaseline für den Sattelgurt, die es hier
in Tuben gibt - dafür gibt es Senf nur in Gläsern, was für uns tierisch unpraktisch ist,
da wir den nicht vernünftig mitnehmen können. Zurück im Stall schauten wir dann einer Dressurreiterin
zu, wovon es hier mehrere junge (20-25 Jahre alt), sehr gute (S-Dressur) gibt. Nach dem Kochen
und Essen ritten wir ein wenig ohne Sattel.
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::: Dienstag, 9. Juli :::
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Heute war der Tag des Aufbruchs und tatsächlich klappte alles wunderbar - tolle Wege und
keine Spur von Cassandras Lahmen! Nach unserer Pause in
Neuvic
rief uns plötzlich Liz an: ihr Großvater hatte uns gesehen und meinte, dass wir auf dem
falschen Weg wären. Wenig später hielt ein Auto neben uns an: es waren Liz,
Vanessa und ihre Mutter. Die beiden Mädchen ritten dann die letzte halbe Stunde zur Weide (s. Bild)
und wir wurden mit dem Auto dorthin gebracht. Zuhause bei Liz Eltern bekamen wir erst einmal
ein kühles Bier und Handtücher zum Duschen. Das ist für uns echter Luxus, da wir sonst immer
unsere stinkenden, dünnen Outdoor-Handtücher benutzen müssen. Dann gab es ein hervorragendes Abendessen
und anschliessend wurden wir bei strömendem Regen ungefragt zu den Pferden und über die morgigen Wanderwege
gefahren (wobei uns ein einfaches "ja" auf die Frage, ob der Wanderweg unter der Autobahn durchführt,
gereicht hätte). Zu guter letzt bekommen wir dann noch ein eigenes Zimmer und Bett, das wir
uns allerdings mit dem Hund teilen müssen, der sonst auch immer dort schläft.
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::: Mittwoch, 10. Juli :::
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Nach dem Frühstück mit Liz und Vanessa klappte auch heute wieder alles problemlos und
Cassandra ging super. Um 16 Uhr kamen wir schon an unserem Ziel an, wo es eine Weide
und Futter für die Pferde und die Strohscheune für uns gab. Nach einem
(wieder mal köstlichen) Essen im 1,5 Kilometer entfernten Restaurant trafen wir am Stall
die Verwalterin. Sie zeigte uns die Sattelkammer, schlug vor, dort zu schlafen, und gab uns
noch mehrere Decken.
[Um das Thema "Französischkenntnisse" (siehe 2. Juli) nochmals näher zu beleuchten, hier die ausführliche
Ausarbeitung des vorangehenden Satzes:]
Die Leute reden hier irre schnell und dialektieren irgendwas daher, was wir nicht verstehen; dann
setzen sie sich irgendwann in Bewegung und wir talpen hinterher. In diesem Fall ging es, wie
wir bald merkten, in Richtung Strohscheune und dort plötzlich eine Treppe hoch zu einer Tür.
Dahinter war die Sattelkammer - Aha! Die Frau packte irgendwelche Satteldecken aus und redete
wieder auf uns ein. Dann setzte sie sich wieder in Bewegung und wir liefen wie immer hinterher:
es ging zurück zum Haus. Die Frau ging rein. Wir warteten und diskutierten, ob wir noch weiter
warten sollten oder ob die Frau jetzt schon schlafen gegangen war und vorher vielleicht
"gute Nacht" gesagt hatte. Wir entschieden uns zu warten. Schliesslich kam die Frau wieder und
brachte weitere Decken. Wir schlussfolgerten logisch: die Decken sind für die Nacht und wir
sollen wohl in der Sattelkammer schlafen. Wir bedankten uns und wünschten angenehme Nachtruhe,
gingen in die Sattelkammer und schliefen zu Weltempfängerbegleitung ein.
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::: Donnerstag, 11. Juli :::
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Um 7.15 Uhr standen wir auf und machten uns zum Losreiten fertig. Wir hatten eigentlich
gedacht, ohne Frühstück loszureiten, da es im Dorf St. Michel-de-Double kein Geschäft
gab, bei dem wir Entsprechendes einkaufen konnten. Aber wie so oft waren die Leute unglaublich
nett und wir wurden von der Mutter der Verwalterin zu einem guten Frühstück eingeladen.
Frisch gestärkt brachen wir dann unseren bisherigen Losrittrekord um 9.15 Uhr! Dass es heute nur
Asphaltwege waren war nicht so schlimm, da Cassandra immer noch total problemfrei ging. Um
16 Uhr kamen wir dann schon an unserem Ziel an, was sich als Gite de France (Chambre d'Hôtes,
d.h. soviel wie Gästezimmer) herausstellte. Die Besitzerin empfing uns freundlich, wusste aber
von nichts, obwohl wir wie immer vorher angerufen und alles ausgemacht hatten - wahrscheinlich
hatten wir mit ihrer vergesslichen Mutter gesprochen. Als wir ein Schwimmbad entdeckten, bekräftigten
wir nochmal, dass wir dachten, eine sichere Zusage bekommen zu haben. Das Weitere war dann auch
kein Problem: die Pferde bekamen eine Weide und Futter und wir ein nobles Zimmer (mit Terracottaboden),
aber kein Abendessen. Zunächst hüpften wir mal in den Pool und spielten Wasserball mit einer
ebenfalls anwesenden französischen Familie und anschliessend gab es selbstgewärmten Linseneintopf und Kaffee auf
der Terrasse (s. Bild).
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::: Freitag, 12. Juli :::
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Weil wir gestern schon recht früh unterwegs waren, schliefen wir heute bis 9.30 Uhr. Zu
unserer Überraschung hatte die Besitzerin ein Super-Frühstück mit Croissants, Cornflakes,
heißer Schokolade, Baguette und selbstgemachter Marmelade vorbereitet. Vor dem Losreiten um
12.30 Uhr machte sie auch noch die heutige Übernachtung bei einem Hufschmied klar und Dena nutzte
nochmal schnell den Pool.
Hier begann anscheinend die Weingegend von Bordeaux, denn man sah eigentlich nur noch
Weinfelder (s. Bild). Bei der Ankunft um 15.30 Uhr lief auch wieder alles sehr schön: Boxen für
die Pferde, ein
Schwimmbad
(leider regnete es), und das Auto der Frau des Hufschmieds, das wir uns für einen Einkaufstrip
nach Castillon-la-Bataille ausleihen konnten. Nach unserer Rückkehr zeigte sie uns auch noch
einen Grill, den wir mit unseren gekauften, zufällig grillfähigen Sachen nutzen konnten. Die
Frau verabschiedete sich von uns mit den Worten "Bonne Route" und wir fragten ihren Mann, ob
wir sie denn nicht mehr wieder sehen würden. Als dieser bejahte und wir ihn fragten, wieviel wir
denn zu zahlen hätten, meinte er, seine Frau hätte ihm gesagt, wir hätten schon zwanzig Euro bei
ihr gezahlt. Wir stellten klar, dass das nicht so war und gaben ihm das Geld. Er ging weg, kam nach
kurzer Zeit wieder und gab uns das Geld zurück mit der Anmerkung, dass das Ganze ein Geschenk seiner
Frau wäre! Nachts legten wir uns mit Hunden und Katzen in einen Offenstall, konnten aber nicht
schlafen, da Cassandra und Hannes die ganze Nacht über wieherten, weil sie eine trächtige Stute auf
der Weide gegenüber verrückt machte.
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::: Samstag, 13. Juli :::
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Leider war auch heute morgen kein Schwimmbadwetter und deshalb ignorierten wir den
7 Uhr Wecker und standen erst um 8.30 Uhr auf. Auch heute waren eigentlich nur
Asphaltwege eingeplant, doch weil wir wieder komplett von Weinfeldern umgeben waren (s. Bild),
konnten wir
zwischen den Weinstöcken durchreiten.
Auf dem Weg wollten wir in Castillon-de-Bataille rasten und führten die Pferde durch das Dorf über
eine Kirmes, am Autoscooter vorbei und über eine Brücke. Leider fanden wir keinen vernünftigen
Rastplatz und so ritten wir weiter zu unserem Ziel, einem alten Traberstall. Ein murriger Bauer empfing uns
und zeigte uns Boxen, Stroh, Heu und Futter und murmelte unverständliches Zeug. Als wir die Boxen
einstreuten befand er uns als gute Arbeiter und war von da an interessiert an unserer Reittour. Nachdem
Casi und Hannes eingesperrt waren, trampten wir nach Castillon-de-Bataille zurück, um dort
auf Christian zu warten. In einer Pizzeria tranken wir die Aperitif-Karte von oben nach unten durch
und mussten wegen der späten Uhrzeit schliesslich das Essen bestellen. Und genau in dem Moment,
in dem der Salat serviert wurde, kam auch Christian an. Nach dem Essen fuhren wir dann alle zurück zur
Traberstation und schliefen in einer frischen Box im Stroh.
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::: Sonntag, 14. Juli :::
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Nachdem wir aufgestanden waren und uns bedankt hatten (die Übernachtung war kostenlos),
ging es für Casi ohne Gepäck (das hatte Christian im Auto dabei) wieder durch Weinfelder.
Wegen der relativ kurzen Strecke erreichten wir schon um 11 Uhr unser Ziel. Leider gab es für
die Pferde nur Ständer! Wir fütterten und suchten nach einer Alternativweide - leider erfolglos,
da in dieser Gegend jeder freie Zentimeter mit einem Weinstock bepflanzt ist. So fuhren wir
also nach St. Emilion, dem bekannten Weinort, der von Touristen überflutet war. Nach einer
kurzen Stadtbesichtigung fuhren wir zurück, fütterten die Pferde und fuhren dann nach Bordeaux,
da heute der größte französische Nationalfeiertag war und wir auf entsprechende Feten hofften.
In Bordeaux wurde direkt an unserem Parkplatz auch schon eine Bühne aufgebaut und wir fanden
in zwei Minuten Entfernung ein günstiges Hotel. Dann gingen wir erstmal zur Touristeninformation,
besuchten einen Waschsalon und
konnten in einem Internet-Café endlich wieder E-Mail abrufen und schreiben. Das dauerte leider
etwas länger und so kamen wir erst gegen 23.30 Uhr zum Konzert einer Coverband, die viele
französische Charthits nachspielte, die wir aber eigentlich alle kannten. Das Konzerte dauerte dann
doch bis 2 Uhr - leider blieb die anschliessende Suche nach einer Disco in der Nähe erfolglos,
da die nächstliegende in ca. einer halben Stunde Entfernung gelegen war. Sonst war in der Stadt
auch nix los - und das am Nationalfeiertag - und daher gingen wir schlafen.
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::: Montag, 15. Juli :::
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Leider kamen wir erst um zehn Uhr aus dem Bett. In diversen Reisebüros erkundigten
wir uns nach einer Unterkunft für die kommende Woche, wenn Nelis Mami, Denas Freund und
Jessy ankommen - leider ohne Erfolg. Wir frühstückten erstmal noch und kauften die nächsten
vier Wanderreitkarten, bevor wir zu den Pferden zurückfuhren. Cassandra war sauer, weil
sie so lange auf uns warten musste und hungrig war. Nach der Fütterung ging es diesmal
für Hannes ohne Gepäck weiter durch Weinfelder. In St. Leon angekommen kriegten die
Pferde wieder eine Box (Weiden sind hier nicht zu bekommen...), die nur mit einer Kette
abgesperrt war. Für Hannes bedeutete die Kette weiter kein Hindernis, denn er lief kurzerhand
darunter durch, weshalb mit einer Europalette eine hannessichere Absperrung gebaut wurde (s. Bild).
Danach ging es in das Hotel, das uns der Stallbesitzer zuvor empfohlen hatte (nachdem
er und seine Frau ewig rumtelefoniert hatten, um das günstigste im Umkreis herauszufinden). Von
dort aus gingen wir ins Dorf Creon, um noch etwas zu essen, aber dort hatten
montags alle Lokale zu. Glücklicherweise hatte das Restaurant neben dem Hotel bis 22 Uhr offen und wir trafen
gerade noch rechtzeitig um 21.40 Uhr dort ein. Der Wirt sah seine Öffnungszeiten allerdings
nicht so eng und nachdem wir nach dem Essen eine Flasche Baileys geleert und noch einen vom
Wirt stattdessen angebotenen süßen Anisschnaps gekippt hatten, gingen wir gegen 2 Uhr Richtung Bett.
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::: Dienstag, 16. Juli :::
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Und wieder ging es nach dem Losreiten im Galopp durch Weinfelder (s. Bild). Nach der
Überquerung der einzigen bereitbaren engen Brücke über die Garonne im Umkreis von 50 Kilometern
machten wir auf einem Privatgrundstück Pause. Die Pferde stellten wir in den Garten und sperrten
sie mit dem Seil von den Salatköpfen ab. Als wir
aßen
kam der Hausbesitzer mit dem Auto an, stieg aus,
wünschte guten Apetitt und fragte, ob wir nicht etwas Rotwein dazu haben wollten, denn schliesslich
wären wir hier bei Bordeaux und der gehöre ja wohl zum Essen. Wegen der abartigen Hitze schien
es uns klüger abzulehnen und so verliesen wir kurz nach dem Weiterreiten die Weingegend und
kamen in den riesigen Pinienwald südlich von Bordeaux. Mitten im Wald lag auch der total feine
Stall bei La Brède, wo auch eine deutsche Frau ihr Pferd eingestellt hatte. Die Pferde wurden
in je eine Box gestellt und wir fuhren gegen 21 Uhr nach Bordeaux, mit der Warnung der Frau, das Auto
komplett leerzuräumen, weil das sonst andere erledigten...
Da wir diesmal näher bei den Discos sein wollen, parkten wir in der Gegend des Hauptbahnhofs - und wie
in anderen Städten, ist das nicht gerade die beste. Auf der Suche nach einem Hotel kamen wir an
ziemlich dubiosen Ecken und Leuten vorbei - die wenigen Hotels, die in unserer
Übersicht in dieser Gegend eingezeichnet waren (vier Stück, alle 0 Sterne) sind bis auf eines nicht mehr existent.
Die Ausnahme bildete eine Kebapbude, deren Besitzer uns in der Aussicht auf Touriabzocke zwei schäbige Zimmer
für je 40 Euro vermieten wollte, was wir ablehnten. Da es inzwischen schon reichlich spät war (ca. 22.30 Uhr)
gingen wir essen, um überhaupt noch etwas zu bekommen. Der Wirt war sehr freundlich und hilfsbereit und
zeigte uns den Weg zu den Discos und ein günstiges Hotel, das nicht in unserer Übersicht eingezeichnet war
und nur fünf Minuten zu Fuß entfernt war. Als wir unsere Sachen aus dem Auto holten, kam ein Typ auf
uns zu und belaberte uns in Deutsch, wie sehr er Deutschland liebe,
dass er schon in Berlin gelebt hätte und das wir unbedingt unser Auto woanders parken müssten, weil es
morgen sonst geklaut oder zumindest aufgebrochen wäre. Beim Weggehen redete er kurz mit einem anderen Typen,
der schon seit unserer Ankunft an der Straßenecke stand und daraufhin einem Mopedfahrer Winkzeichen gab. Das
alles schien uns wenig vetrauenserweckend (zumal es auch schon 1 Uhr war) und so beeilten wir uns,
das Auto und uns in die Hotelgarage zu schaffen.
Im Hotel tauschten Neli und Dena die Reitsachen gegen Zivil und gegen 2 Uhr betraten wir die erste Disco,
in der ausnahmslos alle mit ihrem eigenen Spiegelbild tanzten. Einen Drink später erlebten wir
in der zweiten Disco einen recht guten Breakdancer und einen sturzbetrunkene ältere Frau, die uns
auf die Tanzfläche zu zerren versuchte. In der - im Gegensatz zu den anderen Discos - knallvollen
dritten Disco blieben wir dann etwas länger und gingen gegen 4.30 Uhr zurück. Als wir dann um
5 Uhr im Bett lagen, rechneten wir zurück: 19 Uhr war die verabredete Ankunft für den nächsten Tag,
abzüglich 10 Stunden Reiten (die Strecke war lang), Satteln, Füttern, Putzen, Rückfahrt, Frühstück
und Duschen. Wir kamen auf eine Aufstehzeit von 5.30 Uhr, was uns also eine halbe Stunde Schlaf lassen
würde. Gemeinsam erklärten wir das für nicht machbar, beschlossen, nicht zu Duschen und schnell zu
frühstücken und stellten den Wecker schliesslich doch auf 8 Uhr.
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::: Mittwoch, 17. Juli :::
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Wir standen tatsächlich um 8.15 Uhr auf, duschten nicht, frühstückten aber lange, so
dass wir doch erst gegen 11.30 mit den Pferden los kamen. Die deutsche Frau
begleitete uns noch ein Stück
und zeigte uns coole Sandwege. Die Gegend hatte sich echt total verändert, denn es gab nun
wirklich keine Weinfelder mehr, sondern nur noch Pinienwald und Farn (s. Bild). Einige Leute
hatten uns schon gewarnt, dass das zwar ganz interessant klingt aber schnell langweilig wird - und
sie hatten recht. Nach einer Pause in Douence begegneten wir auf der Straße einem weißen Lieferwagen
mit zwei durchgeknallten 70-jährigen, die uns verfolgten, irgendwelche Zeichen machten und uns
unverständliches Zeug zuriefen.
Da ein heftiger Sturm vor zwei Jahren große Teile des Waldes zerstört hatte, stimmten natürlich
auch die eingezeichneten Wege nicht mehr. Casi und Hannes mussten durch hohes Gras, dicken Matsch und
über umgefallene Baumstämme. Zum krönenden Abschluss kamen wir auch noch an mehreren Palombiere-Schildern
vorbei. Diese hatten wir vorher schon öfter gesehen - es sind Warnschilder, die auf ein Taubenfanggebiet hinweisen,
in dem Tauben mittels Palombieres gefangen werden. Wie das genau funktioniert, ist uns auch nicht
klar - Hauptmerkmal und -ärgernis für uns sind jedenfalls dünne Drähte, die in ca. 2m Höhe (für uns also in Höhe
des Halses...) zwischen Bäume gespannt werden.
Zunächst war es kein Problem, die Fallen zu umgehen, aber als wir in ein Gebiet mit Unmengen solcher
Fallen und getarnten Hütten kamen, beschlossen wir, Palombiere-Gebiete großräumig zu meiden.
Ein Graben bildete ein weiteres Hindernis, das sich nicht vermeiden ließ: Hannes kletterte durch und
Cassandra sprang drüber. Um 19 Uhr kamen wir dann schliesslich in
Joué an.
Hannes Hufeisen hatte sich gelockert und so kam das (eigentlich am 5. Juli aussortierte, aber von Christian
im Auto mitgenommene) Nothufschmiedset zum ersten Einsatz. Bei von Christian mitgebrachtem Wein planten
wir dann den ganzen Abend die kommende Woche mit Christian, Nelis Mami, Denas Freund und Jessy. Inzwischen
war klar, dass wir diese Woche in Ondres nahe der spanischen Grenze sein würden und so
beschlossen wir, die Pferde mit einem Hänger dorthin zu transportieren, da hinzureiten viel zu lange
dauern würde. Ende dieser Woche war schon ein Kliniktermin für Cassandra ausgemacht worden (um
der Ursache des Lahmens auf den Grund zu gehen) und so planten wir, die Pferde dann in die Klinik und
anschliessend zurück zu unserem Ausgangspunkt zu fahren, um dann von dort aus weiterzureiten.
Als gegen später dann noch die Frau des Besitzers die morgige Übernachtung organisiert, scheint
alles wieder recht nett und gut zu laufen.
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::: Donnerstag & Freitag, 18. & 19. Juli :::
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Nach der Übernachtung in einem jugendherbergsähnlichen Zimmer bekamen wir
Frühstück und planten den Tag. Endlich kam auch der Besitzer Frederic San-José,
der uns von einigen Leuten (z.B. der älteren deutschen Frau in La Brède) als
absoluter Wanderreitexperte empfohlen wurde. Er bestätigte nochmal, dass die
heutige Übernachtung bei einem Bekannten von ihm klappen würde und kopierte
uns eine Karte, in die er einen guten Reitweg einmalte. Das erschien uns wieder
ganz nett und deshalb fragten wir ihn, ob wir für die Fahrt nach Ondres einen
seiner Pferdeanhänger ausleihen könnten. Er verneinte das und meinte, dass ein
Pferdeanhänger generell für uns zu teuer wäre - stattdessen bot er uns an, uns
dorthin zu fahren, was wir wieder als sehr nett empfanden und dankend annahmen.
Anschliessend gingen wir in sein Büro und bekamen die Rechnung
für die Übernachtung mit Essen bzw. Futter präsentiert: 148,- Euro!! Das war eine
Summe, die uns normalerweise für eine ganze Woche reichte! Der gute Frederic hatte das
Heu (3,80 Euro pro Gabel...) und Futter separat abgerechnet! Das lies uns Schlimmes
befürchten und so riefen wir bei einem professionellen Hängerverleih nahe Bordeaux an.
Bei Frederic nachgefragt, stellte sich heraus, dass er 1 Euro pro gefahrenem
Kilometer verlangt hätte - das wäre im Vergleich zum Hängerverleih in der Summe
das Dreifache gewesen - und so sagten wir ihm schliesslich doch ab.
Der Ritt durch den Wald war ziemlich schlauchend, da es glühend heiß war und die
Pinien kaum Schatten gaben. Nach der Ankunft beim Pferdehof in Moustey, kamen die
Pferde in den Wald auf einen Paddock. Als wir einen Pferdeanhänger sahen, witterten
wir unsere Chance und fragten den Besitzer, ob wir ihn für einen Tag leihen könnten
(denn das würde uns den Weg zum Hängerverleih nach Bordeaux sparen und wäre wahrscheinlich
billiger). Darauf meinte der Besitzer, dass das kein Problem gewesen wäre, wenn wir ihn früher
gefragt hätten, dass das jetzt aber nicht mehr möglich sei, da wir ja schon mit Frederic
San-José verhandelt hätten und er es deshalb ihm zuliebe nicht mehr machen könne.
Anscheinend hatte ihn Frederic San-José nach unserer Absage nochmals angerufen, um ihm das
klarzumachen - statt eines
Wanderreitexperten entpuppte sich Frederic San-José also als geldgeiler Volltrottel.
Wir bekamen schliesslich eins der Häuschen, die man dort mieten konnte, und
versuchten abends zu grillen, was sich aufgrund der Konstruktion des Grills als
unmöglich herausstellte (s. Bild). Der Sohn des Besitzer kam plötzlich vorbei und fragte uns,
ob er den Pferden etwas gegen die Fliegen geben sollte, die sie sehr plagten. Wir bejahten,
da sich unser Fliegenschutzmittel als wirkungslos erwiesen hatte und stellten am nächsten Tag
fest, dass er Casi und Hannes mit Holzlasur eingestrichen hatte. Die Fliegen waren danach zwar
weg, aber wir befürchteten, dass dasselbe auch mit dem Fell und der Haut passieren würde...
Am Freitag schliefen wir bis ca. 15 Uhr. Der Rest des Tages bestand aus Essen, kurzem Ausritt,
Skat spielen, wieder Essen und ins Bett gehen.
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